Nyéléni ist der Name einer legendären malischen Bäuerin, die eine zentrale Figur für die Ernährungssouveränität ihrer Region und Gemeinschaft darstellte. Dass der Prozess den Namen einer Frau, einer Bäuerin aus dem Globalen Süden trägt, ist ein wichtiges Symbol dafür, dass Ernährungssouveränität nicht ohne das Ende des Patriarchats und der globalen Ungleichheiten erreicht werden kann.
2007 wurde das erste Nyéléni-Forum in Mali veranstaltet, organisiert vorwiegend von der weltweiten Bewegung von Kleinbäuerinnen und -bauern La Vía Campesina. Bei dem Treffen trafen circa 500 Delegierte aus 80 verschiedenen Ländern zusammen. Nicht nur Prodzent*innen waren anwesend; es wurde ein Austausch zwischen Konsument*innen, NGO´s, Umweltschützer*innen, urbanen Bewegungen, die dieses erste Zusammenkommen entschieden prägten. Die auf dem Forum erarbeitete Deklaration bietet ein gemeinsames Verständnis von Ernährungssouveränität und dient seitdem als Basistext. Um tatsächlich eine weltweite Bewegung für Ernährungssouveränität voranzutreiben, wurde deutlich, dass es nicht nur bei diesem Forum bleiben soll sondern auch in den verschiedensten Regionen der Nyéléni-Prozess weitergetragen werden soll.
2011 folgte deshalb ein Nyéléni-Europe Forum in Krems, Österreich, welches die Frage und Rolle der Ernährungssouveränität im europäischen Kontext beleuchtete. Über 400 Bäuerinnen und Bauern, Gärtner*innen, Produzent*innen, Umweltschützer*innen, Vertreter*innen von NGOs, Gewerkschaften, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen etc. aus über 34 europäischen Ländern, sowie neun Delegierte aus Ländern des Globalen Südens, trafen sich mit den Zielen, den Aufbau einer europäischen Bewegung für Ernährungssouveränität voranzutreiben und Strategien für eine demokratische Gestaltung des europäischen Lebensmittel- und Agrarsystems zu finden.
Neben der konkreten Arbeit, die im Vorfeld in AGs stattfand, war ein wichtiger Teil des Prozesses das Identifizieren von Ansprechpartner_innen der diversen Länder, die bereit waren, den Prozess einer Delegationsbildung in ihrem Land anzustoßen. So war neben der Erstellung einer europäischen Nyéléni-Deklaration (und Ansätzen eines Aktionsplans) das Stärken regionaler Prozesse ein Teilergebnis des Forums. Das Forum wurde hauptsächlich organisiert von der Europäischen Koordination von La Vía Campesina ECVC, von Friends of the Earth Europe, Attac und weiteren Umwelt-, Menschenrechts- und anderen Organisationen. Gastgeber*innen waren die Österreichische Teil-Organisation von Vía Campesina, ÖBV, sowie Attac und FIAN Österreich.
Seitdem ist in vielen Ländern und Regionen Europas viel passiert – es kann durchaus gesagt werden, dass eine europäische Bewegung für Ernährungssouveränität in Gang gesetzt wurde. Es fanden lokale Nyéléni-Foren statt, wie z.B. das Nyéléni-Austria Forum im April 2014. Anders als bei Nyéléni-Mali und -Europe wurde keine Deklaration erarbeitet sondern der Schwerpunkt auf die Ausarbeitung von Strategien und Aktionsplänen gesetzt, die im Anschluss von regionalen Gruppen, neu gegründeten regional übergreifenden Arbeitsgruppen bzw. der ganzen Bewegung getragen wird. Einer der etwa 25 Aktionspläne war die Stärkung der Ernährungssouveränitätsbewegung in Deutschland.
Seit Mitte 2014 gibt es im deutschsprachigen Raum eine Gruppe, die aktivistisch zu Ernährungssouveränität arbeitet und sich als Teil der Nyéléni-Bewegung versteht. Im Januar 2015 organisierte sie die Bildungstage für Ernährungssouveränität und danach mehrere Info-Workshops und Veranstaltungen. Sie ist aktitivistisch zu verschiedenen Themen aktiv. Im Dezember 2018 wird der erste deutschsprachige Nyéléni-Kongress in Freiburg stattfinden. Mehr Informationen unter ‚Kongress zur Ernährungssouveranität‘.