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Nyeleni.de Selbstverständnis

Januar 2019

Als Teil der weltweiten Bewegung für Ernährungssouveränität, die ihren Ursprung im globalen Süden hat, identifizieren wir uns mit den Deklarationen, die 2007 in Mali sowie 2011 in Österreich formuliert wurden. Nyeleni.de setzt sich ein für die  Thematisierung von Ernährungssouveränität auch im deutschsprachigen Raum, sensibilisiert dafür und führt eine lebendige Auseinandersetzung darüber, was Ernährungssouveränität für uns bedeutet. Dieses Selbstverständnis ist die Basis für die Planung und Durchführung von konkreten Handlungen, Aktionen und Kampagnen.

Wir sind Bäuer*innen, Gärtner*innen, Imker*innen, Verbraucher*innen, Food-Saver*innen, Verarbeiter*innen, Gastronom*innen, zivilgesellschaftlich Organisierte,  Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und viele mehr – junge und alte Nyéléni-Aktive.

Wir setzen uns für eine selbstbestimmte, ökologisch zukunftsfähige und sozial gerechte Landwirtschaft sowie für gutes Essen für alle ein. Es geht uns um die Demokratisierung unseres Ernährungssystems. Dazu setzen wir auf das ganzheitliche Konzept der Agrarökologie. Wir wollen die Gestaltung unseres Lebensmittel- und Agrarsystems wieder selbst in die Hand nehmen – auf Basis einer solidarischen Verbindung von Menschen auf dem Land und in den Städten.

Unser Ziel ist es über die Veränderung des Lebensmittel- und Agrarsystems einen breiten sozial-ökologischen Wandel herbeizuführen. Ein wesentlicher Teil unseres lebendigen Widerstandes sind der Aufbau und die Stärkung von selbstbestimmten und solidarischen Wirtschafts- und Lebensweisen für eine gemeinschaftliche Alternative zum Kapitalismus.

Konkret streben wir an:

  • die Ökologisierung der Erzeugung und des Konsums unserer Lebensmittel
  • die Gestaltung der Lebensmittelverteilung lokal nach Bedarf statt weltweit nach Profit
  • Gendergerechtigkeit für ein befreites und gleichberechtigtes Miteinander und die Überwindung von Herrschaftsverhältnissen zwischen den Geschlechtern, die auch und besonders im Ernährungssystem noch immer bestehen
  • mehr Wertschätzung für Arbeit im Ernährungssystem
  • mehr soziale Gerechtigkeit durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und sozialen Verhältnisse im gesamten Lebensmittel-Sektor
  • das Recht auf Zugang zu, Nutzung und Kontrolle von Gemeingüter wieder zu erlangen – Boden, Wasser und Saatgut sollen allen oder niemandem gehören
  • die Lebensmittel- und Agrarpolitiken im Sinne der Ernährungssouveränität zu verändern, um (neo-)koloniale und kapitalistische Strukturen aufzubrechen und Gesellschaft und Umwelt vor der Profitmaximierung globaler Konzerne zu schützen

Unsere Bewegung ist bunt, emanzipatorisch und dynamisch. Sie schafft Raum für Vernetzung, Bildung und Aktionen. Ernährungssouveränität steht für Solidarität, Gerechtigkeit, Ökologie und soziales Miteinander. Wir dulden daher keine rassistischen, fremdenfeindlichen und andere diskriminierenden oder lebensverachtenden Bestrebungen.

Der Austausch und die Verknüpfung mit anderen sozialen Bewegungen liegen uns am Herzen. Wir freuen uns über jede*n, der* und die* in diesem Sinne mit uns für Ernährungssouveränität eintritt.


Nachdem beim Januar-Treffen 2018 eine Arbeitsgruppe in einem ersten Brainstorming die Punkte für unser Selbstverständnis zusammengetragen hat, wurde es bis zum Kongress weiterentwickelt und bekam zuletzt beim Vernetzungstreffen am 20. Januar in Berlin den letzten Feinschliff. Es wird in unregelmäßigen Abständen weiterentwickelt.